Interview: Die Rheinwassertransportleitung – Schlüsselprojekt für den Hambach See

Karsten Waschke RWE Power AG

Mit dem Ende der Braunkohleförderung beginnt ein neues Kapitel für das Rheinische Revier: Im NEULAND HAMBACH wird zukünftige Hambach See als Naherholungsgebiet eine zentrale Rolle spielen. Um ihn mit Wasser zu füllen, baut RWE Power bis 2030 eine rund 45 Kilometer lange Wasserleitung – die Rheinwassertransportleitung. Im Interview berichtet Projektleiter Karsten Waschke, wann der Bau der Leitung beginnt und welche konkreten Maßnahmen vor Ort anstehen.

Speedway am Tagebau Hambach

Herr Waschke, warum ist die Rheinwassertransportleitung wichtig? 

Es sind sich alle einig, dass das Kapitel Braunkohle im Rheinischen Revier verantwortungsvoll abgeschlossen wird – mit einer hochwertigen, nachhaltigen Gestaltung der Landschaft, die unsere Tagebaue hinterlassen. Dazu gehören die Ta­ge­bau­seen, die Sicherung der Feuchtgebiete im Naturpark Schwalm-Nette und ein normalisierter Grundwasserhaushalt. Das Grundwasser wird nach dem Ende der Braunkohlengewinnung zu langsam ansteigen, um die Seen zu befüllen. Es würde Jahrhunderte dauern und nicht bis zu 40 Jahre, wie es jetzt für den Garzweiler und den Hambacher See vorgesehen ist. Deshalb müssen wir Rheinwasser heranführen.

Können Sie uns sagen, wie der aktuelle Planungsstand ist? Die Einleitung des Rheinwassers soll bereits 2030 beginnen.

Die Planungen sind weit fortgeschritten. Im aktuellen Genehmigungsverfahren liegen alle Stellung­nahmen aus der Öffentlichkeitsbeteiligung vor. Sobald der Planfeststellungsbeschluss der Be­zirks­re­gier­ung Arnsberg vorliegt, kann es losgehen. Die ersten rund 2.000 Rohre sind bereits an unseren Lagerplätzen eingetroffen. Die Bauarbeiten sollen im Sommer unmittelbar nach der Zulassung des Rahmenbetriebsplans dieses Jahr beginnen, um die zeitnahe Befüllung der Ta­ge­bau­seen sicherzustellen. Im Tagebau Hambach wird das 2030 der Fall sein, der Tagebau Garzweiler wird ab Mitte der 30er Jahre mit Wasser gefüllt werden. 

 

Zeichnerische Darstellung der Inszenierungs­anlagen am Einleitbauwerk Hambach

Wo wollen Sie mit dem Bau beginnen? 

Ein erster Spatenstich wird mit Sicherheit am Speedway bei Elsdorf stattfinden. Grundsätzlich werden wir über die gesamte Bauzeit hinweg an mehreren Stellen gleichzeitig arbeiten. Schließlich ist die Leitung 45 Kilometer lang und umfasst auch mehrere Bauwerke. Dazu gehören das Pumpbauwerk bei Dormagen-Rheinfeld, aber auch das Verteilbauwerk in Grevenbroich-Allrath, wo sich die Leitung Richtung Tagebau Garzweiler und Tagebau Hambach verzweigt.

Wie sieht es mit konkreten Maßnahmen rund um den Tagebau Hambach aus?

Ein wichtiger Meilenstein war zuletzt die Genehmigung des Hauptbetriebsplans für den Tagebau Hambach, der die Erstellung standsicherer Böschungen für den künftigen Hambacher See und die hochwertige Rekultivierung des Umfelds beinhaltet. In den kommenden Jahren wird die künftige Seemulde gestaltet und die finale Figur nach den Plänen hergestellt, an denen auch die Öffentlichkeit und im Wesentlichen die NEULAND HAMBACH beteiligt war. Inzwischen gibt es ja auch einen preisgekrönten Entwurf, wie das Umfeld des Einleitbauwerks an der :porta sophia am Tagebau Hambach aussehen könnte. 

Sie sprechen die Inszenierungs­anlagen an der :porta sophia an. Wann sollen die Arbeiten dort beginnen?

Das Projekt gehört nicht unmittelbar zur Rheinwassertransportleitung. Die Vorbereitung der Flächen ist aber natürlich Bestandteil der Tagebauplanung in den kommenden Jahren und die bergbaulichen Arbeiten, etwa die Herstellung der Rampen als Grundlage für das Bauwerk, finden fortlaufend statt. Nach derzeitiger Planung sollen konkrete Bauten bis 2030 umgesetzt werden. Dazu gehört auch ein sicherer Weg in die Tagebaumulde. Weitere Arbeiten etwa für ein erweitertes Wegenetz finden im Anschluss statt. Wichtig ist zunächst, dass das Wasser läuft! 

Die NEULAND HAMBACH hat im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens Anregungen gemacht. Diese betreffen vor allem den Speedway und die zukünftige Ausgestaltung. Inwieweit fließen diese in das Baukonzept mit ein? 

Es ist völlig klar, dass wir solche Projekte immer nur in enger Abstimmung mit den betroffenen Kommunen und den zuständigen Behörden angehen. Das gilt auch für die geplanten Bauarbeiten am Speedway. Unser Ziel ist es, die Bauzeit für die Rheinwassertransportleitung so kurz wie möglich zu halten, um den Speedway so schnell wie möglich wieder für die Öffentlichkeit freigeben zu können. Mögliche Umleitungsstrecken während der Sperrung wollen wir mit dem Rhein-Erft-Kreis als zuständigem Baulastträger, der Stadt Elsdorf und der NEULAND HAMBACH, in der alle Anrainergemeinden des Tagebaus organisiert sind, abstimmen. Das gilt auch für die Frage, wie der Speedway nach Abschluss der Arbeiten wieder hergerichtet wird. 

Welche Herausforderungen gibt es beim Bau der Leitung?

Der Bau einer über 45 Kilometer langen Wasserleitung ist technisch anspruchsvoll. Wir müssen Infrastruktur wie Straßen und Bahntrassen unterqueren, vielfältige naturschutzfachliche Belange berücksichtigen und sicherstellen, dass insbesondere die Bautätigkeit für die Bürgerinnen und Bürger in der Nachbarschaft verträglich erfolgt. Es war uns sehr wichtig, von Anfang an mit den Bürgerinnen und Bürgern vor Ort im Gespräch zu sein und uns ihre Sorgen anzuhören. Bei vielen Informationsveranstaltungen in der gesamten Region und über unsere Infowebsite konnten wir viele offene Fragen klären.

Welche Sorgen äußern die Bürger:innen?

Im Wesentlichen sorgen sich Anwohner um ihre Wohnqualität während der Bautätigkeit, falls sie in der Nähe der Trasse oder der begleitenden Bauwerke wohnen. Wir nehmen das natürlich ernst und werden alles tun, um Belästigungen durch Lärm und Lkw-Verkehr zu vermeiden, und wo das nicht geht, dies auf ein Minimum zu reduzieren. Ist die Rheinwassertransportleitung in Betrieb, werden die Bürgerinnen und Bürger davon nichts hören und nichts spüren.