Stimmen aus dem Neuland: Anke Krüger

Anke Krüger vom BioökonomieREVIER

Anke Krüger macht Innovationsansätze für eine grüne Trans­for­ma­tion im Rheinischen Revier sichtbar. Sie verantwortet die Kommunikation des 2018 vom Forschungszentrum Jülich initiierten BioökonomieREVIER. Die Struktur­wandelinitiative setzt sich dafür ein, dass wissenschaftliche Ideen der regionalen Wirtschaft zugutekommen und will anhand konkreter Herausforderungen zeigen, wie eine Zukunft ohne fossile Rohstoffe mit Innovationen aus der Wissenschaft funktioniert.

 

Ich bin mit dem Tagebau Zukunft aufgewachsen – dieser lag westlich vom heutigen Tagebau Inden. Als junge Erwachsene habe ich den Umzug der Braunkohlebagger in den neuen Tagebau und den Start der Flutung des Restlochs miterlebt. Der Verlust von Heimat, Ackerland und dem vertrauten Landschaftsbild waren in unserer Familie lange ein Thema, vor allem in der älteren Generation. Heute muss man jedoch genau hinschauen, um die Grenze zwischen der ursprünglichen und der neu gestalteten Landschaft zu erkennen. Interessanterweise wohne ich nach mehr als 25 Jahren Abstand heute wieder in der Region und hätte nie gedacht, dass meine Kinder einmal im Blausteinsee schwimmen gehen – was besonders an lauen Sommerabenden eine tolle Erfrischung ist.

 

Am Forschungszentrum Jülich darf ich mich für die Gestaltung der Zukunft unserer Region einbringen. Für mich ist diese Tätigkeit sprichwörtlich die Rückkehr zu meinen Wurzeln. Als studierte Agrarbiologin kann ich hier mein Fachwissen, gepaart mit meiner Erfahrung im Marketing aus der Industrie einbringen – ganz so vielfältig, wie es die neuen Berufsfelder erfordern, die zukünftig mit der Bioökonomie entstehen. Um dieses spannende Forschungsgebiet erlebbar zu machen, sind wir regelmäßig mit unserem BioökonomieMOBIL in der Region unterwegs und zeigen beispielsweise wie der Ausstieg aus Konsum und Wegwerfen hin zu einer nachhaltigen Wirtschaftsform gelingen kann. Bioökonomie zum Anfassen gibt es übrigens auch auf der tu! Hambach. Dann können die kleinen und großen Gäste mit uns die Agro-Photovoltaik-Anlage besichtigen, beim Vortrag „Von der Braunkohle zur Bioökonomie“ mit uns diskutieren oder gemeinsam mit uns kochen und Lebensmittel retten.

Morschenich-Alt ist als Profilort der Bioökonomie ein besonderer Ort für mich. Hier haben wir im letzten Jahr den ersten Bioökonomie Feldtag veranstaltet, um zu zeigen, wie die Landwirtschaft der Zukunft aussieht. Es war toll zu erleben, dass über 300 Besucher:innen aus Landwirtschaft, Unternehmen und Kommunen dabei waren und sich ein Bild davon gemacht haben, wie die Landwirtschaft der Zukunft schon heute konkret Gestalt annimmt – etwa mit autonom fahrenden Feldrobotern, Drohnen, Feldpflanzen als Rohstoffe für Industrie und Kosmetik oder ein Wasser-Monitoring für den Boden in Zeiten von Dürre und Klimawandel.

 

Im Neuland Hambach mag ich besonders die Goldene Aue, ein offener Bereich mit Gewässer in einer großen Mulde auf der Sophienhöhe. Wenn ich hier wandere, bin ich immer wieder erstaunt, wie viele Vögel-, Schmetterlings- und Wildpflanzenarten man hier beobachten kann. Artenvielfalt speziell auch auf landwirtschaftlich genutzten Flächen zu fördern, wird auch in unseren Projekten mitgedacht. Besonders spannend finde ich den Anbau neuer, blühender Kulturpflanzen wie der Färberdistel, die sich für die produktive Gestaltung von armen, marginalen Tagebaurestflächen eignet und mit ihren Fasern und Ölen gleich mehrere Produkte liefert, die für die Veredlung durch regionale Unternehmen interessant sind.