Stimmen aus dem Neuland: Jan Winther

Jan Winther arbeitet seit Juni 2023 als Struktur­wandelmanager für die Kolpingstadt Kerpen. Davor war er zehn Jahre als Sozialarbeiter tätig – eine Erfahrung, die ihn bis heute prägt. Als Stimme aus dem NEULAND berichtet er, was bei großen Veränderungsprozessen wie dem Struktur­wandel wichtig ist und warum Betroffene zu Beteiligten werden sollten.

Strukturwandelmanager Jan Winther

Von der sozialen Arbeit zum Struktur­wandel – Struktur­wandelthemen haben immer auch eine soziale Dimension. Genauso wie in der Arbeit mit Menschen müssen im Struktur­wandel unterschiedliche Akteur:innen zusammengebracht werden, um gemeinsame Ziele zu verhandeln. Insofern hat mein jetziges Aufgabengebiet mehr mit Sozialarbeit zu tun, als man zunächst denkt. Nicht nur Politik und Wirtschaft, auch die Menschen im NEULAND HAMBACH müssen sich den großen Herausforderungen des Struktur­wandels stellen. In meiner Arbeit ist es mir daher wichtig, auch den sozialen Zusammenhalt zu stärken und die Chancen der Veränderung herauszustellen.

Gelegenheit, an etwas Großem mitzuwirken. Rund um den Tagebau Hambach entsteht gerade etwas Einmaliges. Einige Menschen in der Region sehen diesen Wandel aber auch kritisch und können sich aufgrund des langen Planungshorizonts vieles nicht vorstellen. Umso wichtiger ist es, den Menschen in den Tagebaukommunen unsere Vision für die Zukunft am Beispiel konkreter Projekte zu vermitteln. Über Information und Beteiligung sollte ein Verständnis für die lokalen und regionalen Herausforderungen entstehen und unterschiedliche Perspektiven deutlich werden. In der Sozialpsychologie hat Kurt Lewin den Satz geprägt, Betroffene zu Beteiligten zu machen. Wer sich gesehen fühlt, ist eher bereit, Veränderungen zu akzeptieren oder daran mitzuwirken. Das wünsche ich mir vor allem für die junge Generation: Die heute 20-Jährigen sollten sich bewusst dafür entscheiden, hier zu leben und den Wandel vor ihrer Haustür als Chance begreifen.

Selbst mir fällt es manchmal schwer, mir die Zukunft mit See vorzustellen. In meinem Freundeskreis erlebe ich immer wieder, dass die Neugestaltung der Tagebaulandschaft als sehr komplex und abstrakt erlebt wird. Das kann ich aufgrund der riesigen Dimension auch gut nachvollziehen, vor allem beim Thema Hambach See. Die Vorstellung, einmal an einem See zu leben, wird auf der anderen Seite aber meist als sehr positiv bewertet und als etwas Motivierendes erlebt. Das gilt auch für die Entwicklung einer nachhaltigen Modellregien für erneuerbare Energien. Für das NEULAND wünsche ich mir daher, dass es uns also gelingt, die Menschen mitzunehmen und so etwas wie eine Aufbruch-Stimmung zu erzeugen.