Stimmen aus dem Neuland: Petra Dören-Delahaye

Petra Dören-Delahaye Struktur­wandelmanagerin der Stadt Jülich

Als Struktur­wandelmanagerin der Stadt Jülich ist Petra Dören-Delahaye eine Expertin für Veränderungsprozesse. Im Planungsamt hat sie das Integrierte Handlungskonzept für die Innenstadt mitgestaltet und die Dorfentwicklungskonzepte für Jülich vorangetrieben. Als Stimme aus dem NEULAND beschreibt sie, warum die großen Veränderungen rund um die beiden Tagebaue Inden und Hambach sie antreiben – und wie der Struktur­wandel für die Menschen in der Region greifbar wird.

Was motiviert dich in deiner Arbeit? Der Struktur­wandel bleibt für viele Menschen ein abstrakter Begriff. Mit meiner Arbeit möchte ich das zeigen, was die Region heute schon bietet. Es gibt viel Potenzial, das nur darauf wartet, weitergedacht zu werden. Im innerstädtischen Raum vergleiche ich es gerne mit dem Dornröschen-Schlaf der Zitadelle. Sie ist zur Landesgartenschau zwar freigelegt worden, aber noch nicht „wachgeküsst“. Ein Beispiel für unentdeckte Potenziale im NEULAND HAMBACH ist die Sophienhöhe: Sie ist da, aber noch nicht zum Leben erweckt. Mit den Wildpferden auf der Goldenen Aue zieht hier neues Leben ein. Projekte wie Naturerlebnisrouten oder ein Spielepfad, der Kindern und Familien einen abwechslungsreichen Aufstieg ermöglicht, sollen die Sophienhöhe achtsam beleben und erlebbar machen. 

Warum können so viele Menschen mit dem Begriff Struktur­wandel so wenig anfangen? Ich erlebe immer wieder, dass die großen Veränderungen, die rund um die beiden Tagebaue in den nächsten Jahren anstehen, negativ bewertet werden. Das geschieht oft aus Unwissenheit, vielen fehlt einfach die Information. Veranstaltungen wie der „Zukunftstag Jülich“ auf dem Schlossplatz oder die Beteiligungen zum Rahmen­plan Hambach sind daher sehr wichtig. Mit der Möglichkeit sich zu informieren, nehmen wir Ängste sowie Frust und bieten gleichzeitig die Möglichkeit, sich aktiv einzubringen. Wir wissen auch, dass die teils komplexen Beziehungen der einzelnen Themen den ein oder anderen belasten oder auch überfordern. Gerade deshalb finde ich den Austausch mit den Menschen wichtig, um ein Verständnis für die Zusammenhänge zu vermitteln oder zumindest eine Toleranz zu erreichen. Ich freue mich immer besonders, wenn aus Angst und Ablehnung Verstehen und manchmal sogar aktives Mithelfen wird. 

Die Stadt Jülich hat eine Veranstaltungsreihe zum Struktur­wandel ins Leben gerufen? Was steckt dahinter? Mit der Veranstaltungsreihe wollen wir zeigen, was sich schon verändert hat und machen dies an konkreten Projekten sichtbar. Mit drei Themen­schwerpunkten holen wir jeden Interessierten genau da ab, wo er steht und bieten ihm die Möglichkeit zu lernen, zu genießen und mitzumachen. Unter der Überschrift „Strukturwandel lernen“ bieten wir beispielsweise Veranstaltungen wie den „Zukunftstag Jülich“ oder Vorträge an Schulen an. Das Motto „Strukturwandel erleben“ beinhaltet Ausflüge wie beispielsweise Exkursionen zu den Wildpferden oder zu anderen zukünftig umgesetzten Projekten. Meine Lieblingsreihe ist die Reihe „Strukturwandel gestalten“ – also Workshops und Ideenentwicklung mit den Bürger:innen sowie entsprechenden Fachplaner:innen. Ein schönes Beispiel dafür wird der Spielepfad auf der Sophienhöhe sein. Ich freue mich jetzt schon sehr darauf, diesen besonderen Weg mit den Menschen aus der Region zu gestalten. Und bestimmt besteht auch die Möglichkeit, ihn stückweise gemeinsam umzusetzen. Das ist für mich aktiver Wandel. 

In nicht weiter Zukunft liegt Jülich zwischen zwei Seen. Ist das bei den Menschen schon angekommen? Die geplanten Veränderungen sind so enorm, dass sie für viele Menschen kaum vorstellbar, gleichzeitig aber heiß ersehnt sind. Natürlich mischt sich auch eine Portion Skepsis dazu – doch genau diese Mischung aus Skepsis, Vorfreude, Mut und Entschlossenheit ist aus meiner Sicht entscheidend. Am Ende, davon bin ich überzeugt, werden die Menschen überzeugt sein und hier gerne leben. Ich jedenfalls freue mich schon darauf!