Stimmen aus dem Neuland: Lennart Schminnes

Blick auf Morschenich-Alt

Lennart Schminnes (27) versteht sich als Projekt-Kümmerer und sorgt als Struktur­wandelmanager der Gemeinde Merzenich dafür, dass Projekte wie die Entwicklung von Morschenich-Alt zu einem „Ort der Zukunft“ Gestalt annehmen. Aus seinem neuen Büro – der Wandelbar – berichtet er über den großen Wandel im früheren Tagebaudorf und die neuen Herausforderungen, die der Brand der entweihten Lambertus Kirche mit sich bringt. 

 

Strukturwandelmanager Lennart Schminnes

Unsere Stimme aus dem Neuland: Lennart Schminnes

Als wir am frühen Montagmorgen am 17. April vom Brand erfahren haben, waren das schlimme Momente. Wir waren fassungslos, berührt und einfach sprachlos. Vor allem für die im Dorf lebenden Menschen und die Umgesiedelten Bewohner:innen ist das eine schockierende Nachricht. Die Kirche war der zentrale Baustein für den Wiederausbau von Morschenich-Alt. Mein erster Impuls war daher: Wir bauen das direkt wieder auf! Das Mauerwerk steht noch, darauf kann man aufbauen. Wie genau das aussehen könnte, lässt sich aktuell allerdings noch nicht sagen. Aber: Das Mauerwerk steht.

Ich bin und bleibe Optimist. Bei allen Rückschlägen, die der Struktur­wandel mit sich bringt, ist der positive Blick nach vorn etwas, das ich mir bewahren möchte. Das spornt mich umso mehr an, die Region lebenswert und erfolgreich zu gestalten. Besonders wichtig ist mir ein Umdenken im Umgang mit unseren knappen Ressourcen – so wie wir es mit dem Projekt „Reallabor – Ressourcenwende Bauen im Revier“ umsetzen wollen. Hier kommen meine Herzensthemen für den Struktur­wandel zusammen: die Chance eines neuen und klimagerechten Bauens, Wohnens und Arbeitens.

Man muss Morschenich-Alt einfach lieben. Wenn ich nach meinem Lieblingsort im Neuland Hambach gefragt werde, muss ich nicht lange überlegen. Für mich ist es Morschenich-Alt mit seiner alten Bausubstanz und den vielen neuen Chancen. Wie alle im Team habe ich ein klares Bild über die Zukunft im Kopf – genau das macht es so motivierend, diese Projekte anzupacken. Ein besonderes Bild war immer die Kirche im Dorfzentrum, die wie ein Fels in der Brandung hier stand und so vieles erlebt hat. Wir waren gerade dabei, die Kirche als Veranstaltungsort weiter zu etablieren. Der LVR hatte beispielsweise vor, dort im Rahmen der tu! Hambach das Projekt „GEschichten“ vorzustellen und die Lebensgeschichten der Menschen im Neuland Hambach zu sammeln. Hier werden wir nun improvisieren müssen, aber das liegt uns besonders.

Struktur­wandel hat für mich auch eine soziale Dimension. Bei meiner Arbeit als Struktur­wandelmanager geht es mir darum, wichtige Zukunftsfragen zu lösen. Gerade angesichts der immer öfter spürbaren Folgen des Klimawandels möchte ich mit meiner Arbeit zeigen, dass es weitergehen kann. Nach der Braunkohle kommt etwas Neues, das es im Sinne der Menschen zu entwickeln gilt. Zur sozialen Trans­for­ma­tion gehört für mich aber auch, den Menschen ein Stück Heimat zurückzugeben und ihnen eine tragfähige ökonomische Perspektive zu ermöglichen.

Herzensprojekt tu! Hambach Ein anderes Herzensprojekt ist die tu! Hambach, die erste Temporäre Universität im Neuland Hambach. Eine Woche lang schauen dann Expertinnen und Experten auf den Ort und die Region. Auf dem Programm stehen Zukunftsthemen wie Bioökonomie, Bauen, Forschen, Lernen und Beteiligung – alles Themen, die auch bei der Neugestaltung von Morschenich-Alt eine Rolle spielen. Auf die Umsetzung und auf die neuen spannenden Perspektiven und Kontakte im Neuland Hambach freue ich mich wirklich sehr.