Der Tagebau Hambach ist ein großes Braunkohletagebau-Gebiet im Rheinland, gelegen zwischen Jülich im Kreis Düren und Kerpen im Rhein-Erft-Kreis, im Westen Deutschlands. Dieses Gebiet ist ein zentraler Teil des rheinischen Braunkohlenreviers, einer der größten Braunkohleförderregionen Europas. Der Abbau in Hambach begann 1978 und entwickelte sich zu einer bedeutenden Quelle für Braunkohle, die hauptsächlich zur Stromerzeugung genutzt wurde. Der Tagebau Hambach zeichnet sich durch seine beeindruckende Größe und Tiefe aus, wobei er an einigen Stellen bis zu 411 Meter tief ist. Er war für die Deckung eines signifikanten Anteils des deutschen Strombedarfs verantwortlich.
Mit dem vorgezogenen Kohleausstieg endet im Jahr 2029 die Braunkohleförderung im Tagebau Hambach. Über vier Jahrzehnte entsteht ab 2030 in der ehemaligen Tagebaumulde durch die Zuleitung von Rheinwasser der Hambach See. Der Rahmenplan Hambach zeigt, wie das ursprünglich genehmigte 8.500 Hektar große Abbaugebiet wieder mit dem umgebenden Raum verbunden und zu einem neuen Landschaftsraum werden soll. Der beschreibt wichtige Leitlinien für eine frühzeitige und möglichst vielfältige Wiedernutzbarmachung der Tagebaufolgelandschaft. Um dieses Ziel zu erreichen, hat die NEULAND HAMBACH GmbH bereits 2021 eine Raumentwicklungsperspektive vorgestellt, die erste Eckpunkte für eine hochwertige Inwertsetzung beschreibt und diese jetzt mit einer detaillierten Rahmenplanung fortgeschrieben. Diese fließt in übergeordnete Planungen wie den Braunkohlenplan und den neuen Regionalplan ein.
Mit der Perspektive auf das Ende der Braunkohleförderung und die Zukunft mit See verändert sich der Blick. Im NEULAND HAMBACH bilden heute noch als konträr wahrgenommene Themen ein produktives Ganzes: Erholung und Tourismus, Biotopverbund, Land- und Forstwirtschaft, Gewerbe und Wissensproduktion, neue Wohnformen, multimodale Mobilität und nicht zuletzt erneuerbare Energieproduktion werden hier zusammen gedacht. Das Ziel ist eine zukunftsfähige Landschaft, die ökologische, soziale und wirtschaftliche Ansprüche in ein zukunftsfähiges Zusammenspiel bringt.
Neuland ist, wenn wir uns der Zukunft öffnen. Bereits 2040 wird sich das NEULAND HAMBACH deutlich gewandelt haben. Der Hambach See ist zu rund einem Viertel gefüllt und die Ortschaften sind durch Projekte mit der Seelandschaft verbunden. Mit einem naturnah gestalteten Umfeld übernimmt der See wichtige ökologische, touristische und wirtschaftliche Funktionen.
Städtebaulich wird sich das Umfeld mehr und mehr in Richtung See entwickeln. Ein besonderes Potenzial bieten ausgewählte Fokusräume. Hier sollen bereits in der Zeit der Zwischenlandschaft Freizeit-, Kultur und Sportnutzungen möglich sein. Um das im Rahmenplan beschriebene Zielbild eines naturnah geprägten Sees zu erhalten, werden diese Orte konzentriert und in angemessenen Abständen in die entstehende Seeuferlandschaft integriert. Großzügige Seeuferabschnitte bleiben damit der Sukzession, Biotopentwicklung und Erholung vorbehalten. Die bestehenden Wälder, aber auch (Halb-)Offenlandschaften und Kleingewässer sollen als “Landschaftsmosaik” neuartig miteinander verbunden werden.
Im NEULAND HAMBACH soll ein Mobilitätssystem entstehen. Mit dem Schwerpunkt auf umweltfreundliche Mobilitätsformen soll der Hambach Loop rund um den See und die Sophienhöhe das Herzstück der neuen Mobilität sein. Außerdem sollen weitere Rad-, Wander- und Reitwege, neu genutzte und erweiterte Bahnverbindungen sowie eine Seilbahn den Raum neu erschließen und konsequent durch Mobilstationen verknüpft werden.
Im Tagebau selbst sollen bereits frühzeitig, während der Befüllung des Sees, temporäre Nutzungen ihren Platz finden. Dazu gehören öffentliche Zugangsbereiche zum ansteigenden Wasserspiegel, schwimmende Nutzungen mit Pontons und Stegen, aber auch Bereiche für ökologische Entwicklung vor allem vor dem Hambacher Forst und der Sophienhöhe. Bereits konkreter geplant, inklusive ersten Realisierungen, sind großmaßstäbliche Anlagen zur Produktion erneuerbarer Energie.
Für den Aufstieg auf die Sophienhöhe sieht der Rahmenplan Hambach an den Hauptzugängen bei Niederzier (Hambach), Jülich (Stetternich), Titz (Rödingen) und Elsdorf vier landschaftlich inszenierte Ankunftsorte vor. Diese "Tore zur Sophienhöhe" sollen neben einer Basisinfrastruktur mit Informationen, Mobilstation, Toiletten und Pflanzungen auch Rastplätze für Tagesausflügler bieten.
Das bestehende Wegenetz der größtenteils bewaldeten Sophienhöhe wird für einen naturnahen Tourismus zum Wandern, Reiten und Radfahren ausgebaut. Am Rand der Goldenen Aue ist ein Besucher- und Informationszentrum geplant, das mit Aussichtspunkten, Ausstellungen und einem gastronomischen Angebot ein Startpunkt für Ausflüge in die Rekultivierung sein kann und einen weiten Blick auf die Region und den Hambach See bietet. Über umweltfreundliche Verkehrsangebote wie Elektrobus-Shuttles oder auch eine Seilbahn soll das Besucher- und Informationszentrum barrierefrei erreichbar sein.
Im Elsdorfer Uferbereich entsteht mit der :porta sophia ein für die Region einzigartiger Ort, der spektakuläre Ausblicke auf den See und die Transformationslandschaft ermöglicht. Der Bereich verbindet die rekultivierte Sophienhöhe, den Elsdorfer Uferbereich und den Stadtrand. Am Elsdorfer Tor zur Sophienhöhe wird bei den Inszenierungsanlagen eindrucksvoll zu erleben sein, wie das Rhein- und Sümpfungswasser mit bis zu 18 m3 pro Sekunde in die Seemulde fließt. Ein vorgelagertes Plateau im heutigen Böschungsbereich, das zunächst als Freiraum genutzt und später städtebaulich entwickelt wird, schafft den Sprung an die Wasserkante und wandelt sich als :vista nova zum Seequartier.
Dort oder am Forum :terra nova soll als zentrale Anlaufstelle für den Tourismus und Aktivort am See mit Sportangeboten und möglicherweise einem weiteren Kultur- und Veranstaltungsbau profiliert werden. Nach Möglichkeit kann die Ausstellung eines Braunkohlebaggers den Ort als herausragende Landmarke mit Bezug zur lokalen Geschichte inszenieren.
Die zukünftige Bucht und ihr Umfeld können zusammen mit der zu erhaltenden Kirche in Manheim-Alt ein kulturlandschaftlich einzigartiger Ort im NEULAND HAMBACH werden. Das profanierte Kirchengebäude St. Albanus und Leonhardus soll als identitätsprägendes Kultur- und Architekturrelikt nachgenutzt werden und mit den umliegenden Flächen als Ensemble zu einem Kulturpark entwickelt werden.
Die Manheimer Bucht selbst wird trotz ihrer geringen Tiefe erst nach Jahrzehnten mit Wasser gefüllt sein, weshalb sie über längere Zeit temporär für Photovoltaikanlagen und wahrscheinlich auch Windanlagen genutzt wird. Im Umfeld der Kirche sollen naturnahe Strandbereiche sowie eine ökologisch hochwertige Zwischenlandschaft mit einem temporären Gewässer, dem Manheimer Weiher, mit öffentlichen Zugangs- und Aufenthaltsmöglichkeiten entstehen.
Bürgewald wird als "Ort der Zukunft" wiederbelebt. Dafür werden ein neues Leitbild sowie ein städtebaulicher Masterplan erarbeitet. Diese legen fest, wie neues Dorfleben und Wohnen, Freizeit, Mobilität und Forschung aussehen können. Die Entwicklung von alten und neuen Gebäuden, Infrastrukturen und Produktionsprozessen soll unter anderem auf Kreislaufprinzipien, Biodiversität und Energieautarkie abzielen. Sobald es bergrechtlich möglich ist, könnte das wiederbelebte Dorf auch baulich an den entstehenden Hambach See heranwachsen.
Mit steigendem Wasserspiegel sollen am Seeufer möglichst früh ein Ort für die ruhige Erholung mit einem naturnahen Wiesenstrand, einer Halboffenlandschaft mit heimischen Laubbäumen und Sträuchern sowie einem Bootsanleger entstehen. Dieser Bereich wird im Einklang mit der umgebenden Naturlandschaft mit ihren Wäldern und ökologischen Funktionen ausgestaltet, da der etwa 380 Meter breite Uferbereich auch die Funktion als Biotopverbindung zwischen Hambacher Forst und Merzenicher Erbwald übernehmen soll.
Der Bereich rund um die Tagesanlagen und den Kohlebunker, die ab 2030 nicht mehr für den Betrieb des Tagebaus Hambach genutzt werden, ist bestens erschlossen und sehr gut an das Straßen-, Schienen- und Energienetz angebunden. Die rund 120 Hektar große Konversionsfläche soll so gestaltet werden, dass sie gleichermaßen als Standort für Unternehmen und Aufenthaltsort für die Menschen der Region attraktiv ist und überregionale Strahlkraft besitzt.
Die NEULAND HAMBACH GmbH entwickelt gemeinsam mit der Perspektive.Struktur.Wandel GmbH und der Gemeinde Niederzier ein Nutzungskonzept mit einer resilienten und flexiblen Grundstruktur, das auf dynamische Prozesse bei der Entwicklung des Standorts reagieren kann. Neben der Sicherung von Wertschöpfung und Arbeitsplätzen stehen starke räumlich-funktionale Bezüge in die umliegenden Gemeinden sowie die multifunktionale Ausrichtung als belebtes Quartier über eine reine Gewerbeflächenentwicklung hinaus im Fokus.
Für das NEULAND HAMBACH schaut der Rahmenplan auch in die Ferne. Bis zum Jahr 2070 sind wir in der Zukunft mit See angekommen. Dann soll sich der Hambach See mit einer Tiefe von bis zu 365 Metern und einem Volumen von rund 4,3 Milliarden Kubikmetern vollständig füllen. Elsdorf wird zur Stadt am See mit einer acht Kilometer langen Uferkante und das urbane Seequartier :vista nova kann direkt am Wasser entstehen. Auch Bürgewald wird sich als "Ort der Zukunft" zum See hin entwickelt haben.
Die Nutzungen in der unmittelbaren Umgebung des Hambach Sees werden sich zu diesem Zeitpunkt verändert haben. Das Wasser reicht im Jahr 2070 an die bereits seit den 20er-Jahren aufgeschütteten Flachwasserzonen, die je nach Abschnitt durch naturnahe Ufervegetation und Strände in Nähe der Ortschaften geprägt sind. Auf dem Wasser ermöglichen mehrere ökologische Vorrangzonen eine ungestörte Naturentwicklung. Die übrigen Bereiche des Hambach Sees bieten vielfältige Nutzungsmöglichkeiten auf dem Wasser wie Bootsfahrten, Sport, kulturelle Veranstaltungen oder auch die Energie- und Nahrungsmittelproduktion.