Häufig gestellte Fragen

Tagebaufolgelandschaft Hambach

Allgemein

Die interkommunale NEULAND HAMBACH GmbH vertritt die Interessen der Tagebauanrainer Elsdorf, Jülich, Kerpen, Merzenich, Niederzier und Titz, mit Blick auf die Folgeentwicklung des Tagebauumfeldes. Die Gesellschaft hat das Ziel, wie in der NRW-Leitentscheidung 2021 gefordert, die Tagebaufolgelandschaft zu einem „Raum der Zukunft“ zu entwickeln, wieder mit dem umgebenden Raum zu verbinden sowie eine möglichst frühzeitige und vielfältige Entwicklung zu ermöglichen. In dieser Funktion gilt es die unterschiedlichen Nutzungsziele räumlich zu gliedern, interkommunal abzustimmen, planerisch vorzubereiten, zu genehmigen und umzusetzen. Die NEULAND HAMBACH GmbH bündelt Expertise, entwickelt Projektideen, managt Projekte und baut ein positives Image für die Region auf. Dafür arbeitet sie eng mit Partner:innen aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik, Zivilgesellschaft und den anderen Tagebauumfeldverbünden zusammen. Durch regelmäßige Beteiligungsformate steht sie im regelmäßigen Dialog mit den Menschen vor Ort. Die Gesellschaft wurde als Strukturentwicklungsgesellschaft Hambach im September 2020 gegründet.

Mit dem Rahmen­plan Hambach erarbeitet die NEULAND HAMBACH ein integriertes Zukunftsbild für den Trans­for­ma­tionsprozess in der Region. Im Rahmen­plan Hambach werden wichtige Grundlagen und Handlungsfelder für die Weiterentwicklung des NEULAND HAMBACH beschrieben. Als informelle Planung fließt er in übergeordnete Planungen wie den Regional­plan und den Braunkohlen­plan der Be­zirks­re­gier­ung Köln sowie den Abschlussbetriebsplan des bergbautreibenden Unternehmens RWE Power AG ein. Der Rahmen­plan Hambach wird im Februar 2024 der Öffentlichkeit vorgestellt.

Das NEULAND HAMBACH beschreibt den Landschaftsraum, der nach dem Ende der Braunkohleverstromung ab 2030 mit dem künftigen Ta­ge­bau­see, der Sophienhöhe, dem früheren Vorfeld und dem direkten Seeumfeld auf rund 8.500 Hektar Fläche entsteht – im wahrsten Sinne des Wortes Neuland, das es schon heute zu planen und zu gestalten gilt. Über Jahrzehnte wird sich die Tagebaulandschaft im Herzen des Rheinischen Reviers in eine vielseitige und attraktive Seelandschaft mit Raum für Mensch und Natur entwickeln.

Projekte

Mit dem NEULAND HAMBACH soll ein attraktiver und zukunftsfähiger Raum entstehen, der für sich selbst verantwortlich ist, seine Lasten trägt und die erforderlichen Werte erwirtschaftet. Während der Tagebau frühere Verbindungen zwischen den Anrainern gekappt und sich das Leben vom Tagebaurand weg entwickelt hat, sollen die beanspruchten Flächen im NEULAND wieder mit dem umgebenden Raum verbunden werden. Die Menschen sollen die Landschaft um den Tagebau wieder nutzen und Perspektiven für sich und ihre Region gewinnen.

Eines der ersten Projekte im NEULAND HAMBACH ist der Hambach Loop. Der durchgehende Rad- und Wanderweg rund um den Tagebau und die Sophienhöhe wird die sechs NEULAND Kommunen miteinander verbinden und der rote Faden der Erholungs- und Freizeitnutzungen am zukünftigen See sein. An verschiedenen Aussichtspunkten wird der Loop spannende Blicke auf die sich wandelnde Tagebaufolgelandschaft erlauben.

Mit einem Struktur- und Nutz­ungs­kon­zept für die Sophienhöhe erarbeitet die NEULAND HAMBACH GmbH die Grundlagen für die sanfte touristische Inwertsetzung dieser für die gesamte Region wichtigen Landmarke. Ein geplantes Besucher- und Informationszentrum inklusive angeschlossenem gastronomischen Angebot, barrierefreien Zugängen und Aussichtspunkten soll die Attraktivität dieses wertvollen Landschaftsraums weiter steigern.

Die Jahrzehnte dauernde Flutung des Tagebaus bietet vielfältige Optionen für temporäre Nutzungen. Bereits heute entstehen auf den höher gelegenen Bereichen Solarparks, die das NEULAND HAMBACH mit klimaneutralem Strom versorgen können. Aber auch die Menschen sollen möglichst früh einen Zugang zum Hambach See haben und ihn für Sport oder andere Aktivitäten nutzen können. Die Böschungen des Ta­ge­bau­sees werden so angelegt, dass auch schon während der Seebefüllung verschiedene Zwi­schen­nutz­ungen möglich sind. In ausgewählten Bereichen soll es möglichst früh möglich sein, den Ta­ge­bau­see durch Wander- und Radwege zu erkunden. Auf dem sich füllenden See sollen möglichst schon im Jahr 2040 beim Forum :terra nova in Elsdorf, bei Morschenich-Alt und Niederzier Stege oder Pontonlösungen entstehen, die einen Zugang zum Wasser erlauben. Weitere Zwischennutzungsoptionen sind schwimmende Solarflächen auf dem sich füllenden See. Die Planungen der NEULAND HAMBACH lassen Raum, diese Zwi­schen­nutz­ungen den jeweiligen Bedingungen anzupassen.

Seeplanung

Für die Tagebaue Hambach, Garzweiler und Inden musste das Grundwasser großflächig abgesenkt werden. Nach dem Ende der Braunkohleförderung sollen die verbleibenden Restlöcher mit Wasser befüllt werden. Die Tagebaue Hambach und Garzweiler mit Rheinwasser, der Tagebau Inden mit Wasser aus der Rur. So wird einerseits eine zügige und standsichere Befüllung der Ta­ge­bau­seen gewährleistet, andererseits wird so das Wiederansteigen des Grundwassers beschleunigt. Die Grundlagen für die Seebefüllung wurden in den Braunkohlen­planverfahren mehrfach geprüft und mit den Leitent­scheidungen des Landes bestätigt. Nach der Befüllung werden die Ta­ge­bau­seen auf natürliche Weise in den wiederhergestellten Grundwasserkörper eingebunden sein. Die Seelandschaften im Rheinischen Revier sollen sich positiv auf den Struktur­wandel auswirken und die Lebensbedingungen der Menschen in der Region verbessern.

Der Braunkohlenausschuss hat in einem eigenen Braunkohlen­plan eine Rheinwasser­transport­leitung zu den Tagebauen Hambach und Garzweiler beschlossen. Die etwa 45 Kilometer lange Leitung verläuft von einer Entnahmestation bei Dormagen bis zur Verteilstation in  Allrath-Grevenbroich. Von Allrath soll dann eine etwa vier Kilometer lange Leitung zum Tagebau Garzweiler und eine 18,5 Kilometer lange zum Tagebau Hambach führen. Die beiden nach Hambach führenden Rohrleitungen mit jeweils einem Durchmesser von 2,2 Meter werden von Bedburg kommend, unterirdisch entlang des Speedways bis zum Einleitbauwerk bei Elsdorf verlaufen. Die Wasserentnahme aus dem Rhein erfolgt dabei gestaffelt: Bei Hochwasser sollen maximal 18 m3 pro Sekunde entnommen werden, bei Niedrigwasser 1,8 m3.

Aktuelle Planungen, die neben der im Jahresdurchschnitt zu entnehmenden Rheinwassermenge auch Verdunstung, Versickerung, Niederschläge und Grundwasser berücksichtigen, gehen von einer Füllzeit von 40 Jahren aus. Der zukünftige Hambach See wird demnach 2070 seinen endgültigen Pegelstand erreicht haben und mit einer Fläche von 3.550 Hektar die Landschaft im NEULAND HAMBACH prägen. Ein besonderes Erlebnis bietet er aber schon viel früher: Bereits nach zehn Jahren ist er rund 1.300 Hektar groß und bis zu 220 Meter tief und hat bereits rund Drittel seiner finalen Größe erreicht.

Die Befüllung des Tagebaus Hambach mit Wasser aus dem Rhein ist alternativlos. Für die Wiederauffüllung des rund 4.500 Hektar großen Tagebaus würde nicht genügend Abraum zur Verfügung stehen. Die Flutung mit Rheinwasser ist zudem wasserwirtschaftlich sinnvoll: Sie trägt dazu bei, dass der Grundwasserspiegel schnell wieder steigt und sich der Grundwasserhaushalt in der Region stabilisiert. Ohne das Rheinwasser würden die Seeplanung und stabile Grundwasserverhältnisse mehrere hundert Jahre dauern.