Stimmen aus dem Neuland: Melanie Gutmann

Melanie Gutmann

Melanie Gutmann arbeitet seit rund sechs Jahren in der Forschungsstelle Rekultivierung im Schloss Paffendorf. Hier betreut sie nicht nur die Rekultivierungsberatung und Öffentlichkeitsarbeit, sondern berät auch zu den Themen Nachhaltigkeit und Biodiversität. Im Interview gibt sie Einblicke in ihre Arbeit und erklärt, warum die Sophienhöhe ein Hotspot der Biodiversität ist.

Haselmaus in einem Baum

Am Anfang war die Haselmaus. Ich habe Georessourcenmanagement studiert und mich in meiner Masterarbeit mit der Konzeption eines Naturerlebnispfads auf der Sophienhöhe beschäftigt. Heute organisiere ich umweltpädagogische Veranstaltungen mit Kindergärten und Schulen oder mache Führungen über die Sophienhöhe. Da ich selbst unheimlich gerne in der Natur bin und dieses Erlebnis gerne mit anderen teile, macht mir diese Arbeit wahnsinnig viel Spaß. Durch das Erlebnis in und mit der Natur bekommt die Landschaft noch einmal einen ganz anderen Stellenwert. Ein absolutes Highlight sind immer tierische Begegnungen wie mit der Haselmaus, dem Maskottchen der Sophienhöhe. Wenn mir Kinder dann erzählen, dass die Sophienhöhe ihr Lieblingsort ist, weil dort die Haselmaus Sophie wohnt, freut mich das sehr.

Vielfältige Rekultivierung für Mensch und Natur. Die Landschaft nach dem Tagebau ist das, was der Region als neue Heimat verbleibt. Mich motiviert es, hier eine vielfältige Rekultivierung mit einer hohen Artenvielfalt zu schaffen. Die Gestaltung der Tagebaufolgelandschaften bietet die große Chance, die lokale und regionale Artenvielfalt nachhaltig zu erhöhen. Im Rheinischen Revier wurde im Zuge der Rekultivierung der Braunkohlentagebaue eine RWE-Biodiversitätsstrategie eingeführt. Auf diese Weise nutzen wir aktiv die Chance, viele abwechslungsreiche und ökologisch wertvolle Lebensräume anzulegen. Seltene und vom Aussterben bedrohte Arten werden so gestärkt bzw. können wieder in Ausbreitung gebracht werden. Eine vielfältige Landschaft ist aber nicht nur für Tiere und Pflanzen attraktiv, sondern auch für die Menschen. Damit ist Biodiversitätsförderung immer auch eine Win-Win-Maßnahme zur Stärkung eines erfolgreichen Struktur­wandels.

Hotspot der Biodiversität. Die Sophienhöhe hat sich zu einem überregional bedeutenden Naturraum entwickelt, der vielen seltenen Tier- und Pflanzenarten eine neue Heimat bietet. Mit mehr als 1.000 Pflanzen- und Pilzarten sowie rund 1.800 Tierarten allein hier kann man von einem Hotspot der Biodiversität sprechen. Das macht die Sophienhöhe natürlich nicht nur attraktiv für die Natur, sondern auch für die Menschen, die die neue Landschaft gerne erkunden und für sich nutzen wollen. Hier wäre es gut, wenn man beide Ansprüche in Einklang bringen könnte. Durch naturverträgliche Naherholungs- und Freizeitangebote sowie Schutzzonen für die Natur sollte dies möglich sein. So können die Menschen die Sophienhöhe in vollen Zügen genießen und der Erfolg für die Artenvielfalt auch in Zukunft erhalten.

Erleben, entdecken, lernen. Der Erhalt der Biodiversität, also die Vielfalt von Arten, Lebensräumen und Erbmaterial innerhalb einer Art und damit die Leistungsfähigkeit der Ökosysteme, ist eine der größten ökologischen und gesamtgesellschaftlichen Aufgaben. Auf unseren Exkursionen durch die Rekultivierung möchten wir daher nicht nur vor Ort zeigen, wie die neue Landschaft entstanden ist, sondern auch erklären, wie die Rekultivierung die Artenvielfalt fördert und warum das so wichtig ist. Was passiert nach dem Tagebau, wie funktioniert Rekultivierung, wie entwickeln sich die neuen Flächen und welche Tiere und Pflanzen kann man dort finden? Das sind nur einige Fragen, die ich gerne beantworte. Und es macht mich glücklich, wenn ich immer wieder merke, wie groß das Interesse an diesem wichtigen Thema ist.

Ab April, wenn die Natur auf der Sophienhöhe vor Leben sprüht, die Vögel um die Wette zwitschern und es überall grünt und blüht, bietet die Forschungsstelle Rekultivierung wieder verschiedene Exkursionen auf die Sophienhöhe an.

Das aktuelle Exkursionsprogramm gibt es hier oder auf der Homepage der Forschungsstelle Rekultivierung.