Stimmen aus dem Neuland: Sven von Loga

Sven von Loga

Als Natur- und Landschaftsführer leitet Sven von Loga seit vielen Jahren Geo-Exkursionen im Rheinland, unter anderem auch im Rheinischen Braunkohlenrevier. Der gebürtige Kölner bezeichnet sich selbst als „bergbau-begeistert“ und hat als Geologe, Autor und Fotograf einen besonderen Blick auf die Region und den Braunkohlentagebau.

Rheinkiesel aus dem Tagebau Hambach

Steine können viel erzählen. Auch wenn Steine natürlich nicht sprechen können, verraten sie uns viel über die Geschichte der Erde. So wie die sogenannten „Maaseier“, die beweisen, dass die Nordsee vor etwa 30 Millionen Jahren bis nach Maastricht reichte. Dort, wo heute der Tagebau ist, wuchsen im Erdzeitalter Miozän riesige Sumpfwälder. Aus diesen Küstensümpfen entstand über Jahrmillionen die Braunkohle. Im Pleistozän, dem Eiszeitalter, floss der Rhein über die gesamte Landschaft hinweg und lagerte seine Schottermassen dort ab. Die Rheinschotter wurden auch auf der Sophienhöhe abgekippt, weshalb sich auf der Goldenen Aue wie überall dort diese Rheinkiesel sammeln lassen.

Schon im Studium hat mich der Tagebau fasziniert. Ich habe Geologie in Köln studiert, vor den Toren der Stadt hatten wir mit dem Tagebau quasi ein riesiges Reallabor. Seit ich vor rund 30 Jahren das erste Mal im Tagebau Hambach war, lässt er mich nicht mehr los. Heute gebe ich diese Leidenschaft auf meinen Exkursionen weiter. Denn auch wenn das größte Loch Europas natürlich polarisiert und bei vielen negative Gefühle auslöst, faszinieren mich als Geologe und Fotograf die freigelegten Erdschichten, die vielen Farben und Formen im Tagebau. Aber auch die gewaltige Technik hat es mir angetan. Schon als kleiner Junge konnte ich stundenlang neben einem Bagger stehen. Heute fotografiere ich die Schaufelradbagger und bin immer wieder von ihren Dimensionen beeindruckt.

Bagger im Tagebau Hambach

Die von der Braunkohle geprägte Region hat für mich eine besondere Ästhetik. Manche Landschaften bestehen seit Jahrtausenden, andere wie die Rekultivierung auf der Sophienhöhe sind neu entstanden. Und natürlich prägen die drei Tagebaue und damit auch die verlorene Landschaft die Region. All das macht für mich die Schönheit des Rheinischen Braunkohlen­reviers aus. Wer schon einmal auf der Goldenen Aue den Sonnenuntergang über dem Tagebau gesehen hat, weiß, wovon ich rede. Das graue und orange Leuchten der Abraumhalde ist etwas, was man nicht vergisst. Auch ein Ausflug ins Schloss Paffendorf lohnt sich. Im Schlosspark findet man an heißen Tagen nicht nur ein schattiges Plätzchen, sondern kann auch die rekonstruierte Pflanzenwelt des Miozäns bewundern. Hier wachsen Nachfahren urzeitlicher Mammutbäume, Zypressen und Schachtelhalme, aus der Zeit, als die Nordsee noch vor unserer Haustür lag.

Im wahrsten Sinne Neuland. Wer die Landschaft im NEULAND HAMBACH kennenlernen will, sollte am besten eine Rundtour machen. Hier gibt es einfach so viel zu entdecken und die Tagebaulandschaft verändert sich laufend. Die Sophienhöhe mit ihrer Naturlandschaft und dem gewaltigen Rundblick gehören für mich ebenso dazu wie der Tagebaurand und Orte wie der Hambacher Forst. Bei meinen Radtouren fahre ich hier immer vorbei. Die Menschen kennen den Hambi meist nur aus den Medien, die wenigsten waren schon einmal hier. Wenn wir dann eine Picknick-Pause machen, wird viel aber friedlich diskutiert. Für die Landschaft rund um den Tagebau wünsche ich mir, dass Naturräume für Tiere und Pflanzen entstehen, die – rücksichtsvoll erschlossen – auch dazu beitragen können, die Region touristisch zu erschließen.