Der Blick von außen prägt die Region. Bei meiner Arbeit in Manheim und meinen Ausstellungen bin ich immer wieder mit ganz unterschiedlichen Menschen ins Gespräch gekommen, die mit ihren Geschichten meinen Blick auf die Region geschärft haben. In diesen Gesprächen ist mir aufgefallen, dass sich die Menschen, die am Tagebau leben, meist an die besonderen Umstände gewöhnt haben und als gegeben hinnehmen. Das Außergewöhnliche dieser Region wird oft erst durch den Blick von außen sichtbar. Als ich im Juni 2020 das Feuerwehrhaus in Keyenberg fotografierte, fiel der Löschgruppenleiter aus allen Wolken, als ich ihm erzählte, dass ich für meinen Besuch aus München angereist bin. Er konnte sich nicht vorstellen, dass jemand von außerhalb so viel Interesse für seine Heimat aufbringt. Mittlerweile ist mein Eindruck, dass sich durch das zunehmende Interesse von außen auch der Innenblick ändert. Den Menschen in der Region wird bewusst, dass das Ende der Braunkohle vor der Tür steht und ein neues Kapitel beginnt. Nur, dass die ersten Seiten dieses Kapitels bereits aufgeschlagen wurden und der Wandel in vollem Gange ist, wird noch nicht von jedem gesehen.
Der Wandel ist schon da. Veranstaltungen wie die tu! Hambach in Morschenich-Alt sind das beste Beispiel dafür, dass der Wandel bereits begonnen hat. Letztes Jahr wurde das Dorf, das sich in einer Übergangsphase zwischen Umsiedlung und Erhalt befand, aus dem Dornröschenschlaf geweckt: Für eine Woche herrschte wieder Leben und Trubel im Ort der Zukunft. Ich nutzte die Gelegenheit, um meine Bilder so nah wie noch nie am Entstehungsort auszustellen, denn Manheim und Morschenich trennen nur vier Kilometer. Und auch auf künstlerischer Ebene kamen die Dörfer zusammen: Mittlerweile arbeite ich mit Morschenichern, die ich bei der letztjährigen tu! kennengelernt habe, an neuen Projekten. Der Wandel vernetzt also auch die Menschen in der Region.